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Magengeschwüre

Magengeschwüre sind eine Zivilisationskrankheit unserer Pferde.

Rund 90 Prozent aller Rennpferde, 60 Prozent aller Sportpferde, zahlreiche Fohlen, Freizeitpferde und selbst Wildpferde leiden darunter.
Es gibt seit den 80-er Jahren einige Untersuchungen zum Thema Magengeschwür. 1986 wurde in Hong Kong eine Studie mit 195 Rennpferden durchgeführt. Ganze 80% davon litten unter Magengeschwüren. Gleiche Ergebnisse zeigten 2 Versuche Mitte der 90-er Jahre.
In einer weiteren Studie von 1989 wurde bei 87 von 187 Pferden (1-24jährig) klinische Probleme wie wiederkehrende Koliken, schlechter Allgemeinzustand und chronischer Durchfall beobachtet. Die restlichen 100 Pferde zeigten keine derartigen Probleme. Von den 87 Pferden, welche aber Probleme hatten, hatten 92% ein Magengeschwür. Bei rund 50 % der scheinbar gesunden Pferde wurden ebenfalls Verletzungen der Magenschleimhaut festgestellt.


Und sind wir heute weiter - leider NEIN - denn immer noch leider viele Pferde darunter.

Magengeschwüre haben unsere Pferde vor allem uns zu verdanken, denn sie sind bei Pferden, die den ganzen Tag alleine auf der Weide zubringen äusserst selten. Natürlicherweise grasen Pferde mehr oder weniger den ganzen Tag. Ihr Verdauungstrakt ist auf permanente Futteraufnahme in kleinen Portionen abgestimmt.  So führen sehr grosse Getreidemahlzeiten oder auch eine minimale Mahlzeitenfrequenz zu Produktion von grossen Mengen Magensäure, die so aber nicht genügend über den Speichel abgepuffert werden kann.

Ebenfalls der ursprünglich permanenten Nahrungsaufnahme entsprechend wird die Magensäure kontinuierlich produziert, ob es nun was zu fressen gibt oder nicht. Der pH der Magensäure von Pferden, die regelmässig Heu aufnehmen liegt bei ca. pH 3. Bei Pferden die fasten, fällt der pH in kurzer Zeit bis auf pH 1.5. Der höhere pH bei fressenden Pferden ist auf die Speichelproduktion, die beim Kauen angeregt wird zurückzuführen.

Interessant sind auch die gemessenen Speichelmengen je nach Futtertyp. Bei Heu oder Gras liegt die Speichelproduktion bei 400-480 g / 100 g Futter (Trocken-substanz). Bei einem Getreidereichen Futter werden nur 200 g / 100 g Futter (Trockensubstanz) Speichel produziert.

Kein Pferd ist sicher vor Ihnen, nicht einmal Wildpferde. Wir unterscheiden heute zwei Arten, nämlich die Geschwüre, die sich im oberen Teil und die sich im unteren Teil des Magens bilden. Es sind zwei total verschiedene Krankheitsbilder, die sich zufällig beide im Magen zeigen.


Probleme im drüsenlosen, oberen Teil des Magens werden als Equine squamous gastric disease (ESGD) bezeichnet, die Schleimhauterkrankungen im Drüsenteil heissen Equine glandular gastric disease (EGGD).  Nicht selten kommen beide Formen gleichzeitig vor, doch die Auslöser dafür und auch die Behandlung unterscheiden sich.

Funktion des Magens, die Risikofaktoren, die Behandlungsmöglichkeiten und die Massnahmen zur Verhinderung 


Der Magen ist mit seinen rund 18 l Fassungsvermögen eine relativ kleines Organ des Verdauungstraktes. Er besteht aus zwei komplett unterschiedlichen Bereichen. Die Grenze bildet eine Wulst Margo plicatus genannt. Im oberen Teil werden weder Nährstoffe aufgenommen noch verfügt er über Drüsen. Es sind einfach nur Hautzellen ohne weitere Funktion. Der von der Speiseröhre her kommende Futterbrei passiert diese Region auf dem Weg in den unten liegenden Abschnitt, bevor es zum Pylorus, dem Eingang in den Dünndarm geht. 

In diesem unteren Teil gibt es massenhaft Drüsen. Sie produzieren einerseits Salzsäure und andererseits Schleim, welcher die Magenwand vor der Salzsäure schützt. Hier beginnt der eigentliche Verdauungsprozess.

Mit einem pH von 2.9 ist die Salzsäure so aggressiv, dass es brennt, wenn sie auf die Haut oder die Hände geriete. Die dicke Schleimschicht ist mit dem pH 7 neutral.


Bei einem grasenden oder Heu verzehrendem Pferd schwimmt die Rohfaser im Bereich des Margo plicatus als eine Art Matte auf den Verdauungssäften. Das zusammen mit dem puffernden Speichel schützt die schleimfreie Haut im oberen Teil des Magens.

Die ätzenden Verdauungssäfte können aber in diesen oberen, nicht durch Schleim geschützten Teil spritzen, wenn das Pferd trainiert oder die Matte fehlt.

So entstehen die Geschwüre im oberem Teil des Magens.


Über die Geschwüre im unteren Drüsenteil des Magens ist weit weniger bekannt. 
Möglich ist, dass der Schleimschutz mangelhaft ist, wenn nicht genug Schleim produziert wird. 

Und dann steht "Stress" unter grossem Verdacht der Auslöser zu sein. Allerdings ist noch nicht gänzlich erforscht, welche Stressoren als Hauptauslöser gelten. 
Mitunter wird das Training genannt. So stehen Pferde, die wöchentlich 5 Arbeitstage haben unter grösserem Risiko an glandularen Geschwüren zu erkranken.

Daten aus Studien mit concoursmässig eingesetzten Springpferden zeigen eine weitere Zunahme des Risikos von glandularen Geschwüren und bei Endurancepferden verdoppelt sich das Risiko in der Wettkampfsaison sogar.

Ein weiterer Risikofaktor ist die Anzahl Trainer, Pfleger oder Reiter. Je mehr Personen sich um das Pferd kümmern desto höher ist das Risiko von glandularen Geschwüren.

Das unterstreicht die Wichtigkeit der Beziehung Pferd-Mensch sowie die Wichtigkeit der Bewahrung von Routine im Umgang mit dem Pferd.


Was weiss man heute zur Eindämmung des Risikos der glandularen Geschwüre?


Beruhigendes, wie eine Massage und auch klassische Musik kann Stress reduzieren, was von verschiedenen Autoren beschrieben wurde.

Mindestens 2 Ruhetage pro Woche reduzieren das Risiko.

Die passende Zusammensetzung der Herde in Laufställen, wie auch die Grösse von Boxen, Paddocks und Weiden .


Wie wird behandelt?


In der Regel wird Omeprazol eingesetzt. Mitunter auch in Kombination Sucralfat oder Misoprostol. 

Es bestehen verschiedene Ansätze, doch ist nach wie nicht eindeutig bewiesen wie die Geschwüre im Drüsenteil entstehen. Es zeigt sich, dass Stress einen grossen Einfluss hat. Die Behandlung ist jedoch schwieriger als bei den Geschwüren  im oberen Teil des Magens. Weiter können Darmentzündungen die Heilung weiter beeinflussen.


Nun zu den Geschwüren im oberen Teil des Magens


Wie bereits eingangs erwähnt ist die Hauptursache von Geschwüren im oberem Teil des Magens der Kontakt mit den ätzenden Magensäure. Ist zu wenig Raufutter im Magen fehlt der "Spritzschutz". Wir empfehlen Heu auf Basis von 2% des Körpergewichts zu füttern. Das gestaltet sich in der Praxis aber zuweilen schwierig. Um Zeiten ohne Heuangebot möglichst kurz zu halten gibt es diverse SlowFeederSystem und auch Heusäcke  werden oft eingesetzt.


Wir empfehlen auch immer wieder die Pferde nicht auf leeren Magen zu bewegen. Verabreichen Sie unbedingt vor dem Reiten 1-2 kg Heu, allenfalls auch zusammen mit Preventer. 


Ein weiterer sehr wichtiger Risikofaktor ist die Gestaltung der Rationen. Viel Getreidestärke zusammen mit wenig Rohfaser erhöht das Risiko enorm. Kohlenhydrate in Form von Stärke fermentieren sehr schnell und es entstehen flüchtige Fettsäuren, welche wiederum mit synergistisch mit der Salzsäure agieren und die Magenwand angreifen.


Behandlung
Die ist hier etwas einfacher als bei den Geschwüren im Drüsenteil. In der Regel hat Omeprazol guten Erfolg.


Überaus wichtig in der Folge ist aber die Anpassung der Rationen, des Fütterungsmanagements und der Haltungsbedingungen







Getreidereiche Futtermittel animieren zudem die Produktion von Gastrin. Gastrin ist ein Hormon, welches die Produktion der Magensäure stimuliert. Mit ein Grund, weshalb wir bei Verdacht auf Magengeschwüre auch Alternativen wie Optibeets, RicePower oder Lumbago einsetzen.
Es ist also nicht weiter erstaunlich, dass bei Sportpferden häufiger Magengeschwüre auftreten. Viele werden nur 2x täglich gefüttert und erhalten dann sehr grosse Getreiderationen und vergleichsweise wenig Heu. Obwohl weniger häufig als früher, werden Rennpferde vor den Rennen teils auch gefastet. So sammelt sich eine grosse Menge Magensäure an, welche dann dem oberen, ungeschützten Teil des Magens während der Arbeit eine ätzende Dusche verpasst.
Viele Pferde, welche ein Magengeschwür haben zeigen eine schlechte Futteraufnahme, ziehen teils das Heu der vollen Kraftfutterkrippe vor oder neigen kurz nach der Futteraufnahme zu Koliken.
Auch bei vielen Koppern findet man Magengeschwüre oder ein Magengeschwür war die Ursache, dass sie mit dieser Untugend begonnen haben. Manchmal beginnt das schon beim Absetzen.

Die Behandlung von Magengeschwüren kann über verschiedene Wirkstoffe erfolgen.

  • Säureblocker z.B Gastroguard
  • Antazida (= Säureneutralisierer)
  • Schleimhautschutz

Die ersten beiden werden vom Fachmann verschrieben und lassen sich über Futterzusätze oder Pasten relativ einfach verabreichen. 
Bei der Optimera AG setzen wir auf Neutralisieren/Puffern mittels Preventer

Die schleimhautschützenden Mittel haben eine lange Verweildauer im Magen und bilden einen gelartigen Film. Gleichzeitig wirken sie der Übersäuerung des Magens entgegen, sodass Geschwüre abheilen können.

Am besten ist immer noch es gar nicht soweit kommen zu lassen. Obwohl es für die meisten von uns nicht möglich ist und auch gar nicht zur Diskussion steht, die Pferde einfach auf der Weide zu halten, gibt es  technische Möglichkeiten der Entstehung von Magengeschwüren entgegen zu wirken:

  • Reichlich gutes Raufutter
  • Bei hohem Energiebedarf die Getreidemahlzeiten mit kohlenhydratreduzierten Futtermitteln ergänzen.  Neu Gastrobal
  • Grösste Raufuttermahlzeit am Abend
  • Möglichst viele kleine Kraftfuttermahlzeiten
  • Nächtliche Mahlzeitenpause ebenfalls möglichst kurz halten
  • Nicht auf leeren Magen bewegen. Vor Trainings immer etwas Raufutter, eventuell ergänzt mit Magenschutz verabreichen.
  • Vorsicht beim Absetzen der Fohlen